Über die Entstehung von Sulzbach

Auszüge aus dem Buch
«Die Geschichte der Gemeinde Uster» von Paul Kläui

Zweifellos mit Riedikon war die allerdings erst im 12.Jahrhundert genannte Hube in Sulzbach ans Kloster St. Gallen gelangt. Sie teilte die Geschichte von Riedikon und des Hofes Mönchaltorf. Mit diesem kam sie an die Herrschaft Grüningen, und da die Hube den grössten Teil der Feldfluren von Sulzbach eingenommen hatte, waren nach ihrer Auflösung die meisten Güter ans Schloss Grüningen zinspflichtig.

Daneben bestanden aber noch zwei Höfe. Der eine war ein Widumgut, das wie jenes in Winikon schon im 14. Jahrhundert ans Kloster Rüti übergegangen war. Der andere war der Hof der Oetighusen oder Ettishusen. Da der Name später untergegangen ist, lässt sich nicht mehr sicher sagen, wo er lag. Man darf indes vermuten, dass das heutige Oberdorf daraus hervorgegangen ist, denn der Name Sulzbach = sumpfiger Bach, passt nur für das Unterdorf. Im 14. Jahrhundert gehörte der Hof den Herren von Bonstetten. Es trugen in deren Eigenleute, die Familie Toubenstein, zu Lehen. Im Jahre 1398 aber gab Rudolf von Bonstetten dem Ruedi Toubenstein, seiner Gattin Anna Sigli und ihren Kindern die Freiheit in der damals üblichen Form der Übertragung an die Fraumünsterabtei. Die Kinder waren damit bei ihrer Heirat nicht mehr auf andere Eigenleute des Freiherrn beschränkt. Allerdings wurde die Freilassung erst nach dem Tode Rudolfs von Bonstetten volle Wirklichkeit. Bis dahin hatte ihm Ruedi noch eine jährliche Leibsteuer von zwei Pfund zu zahlen, und die Söhne sollten ihm bei Gründung eines eigenen Hausstandes noch alle leibherrlichen Pflichten erfüllen. Dieser Aufstieg Ruedis, der Bürger der Stadt Rapperswil wurde, hat seinen Vetter Cuni offensichtlich mit Neid erfüllt, und er suchte ihn vom Hof zu vertreiben. Mit Raub und Brand eröffnete er 1409 eine eigentliche Familienfehde, bei der er aber den kürzeren zog. Sein Bruder kam dabei um, und er wurde auf der Flucht in Laufenburg verhaftet.

Der Hof blieb in den nächsten Jahrzehnten weiterhin Lehen von Ruedi Toubensteins Nachkommen. Doch bebauten sie ihn nicht selber, da sie Bürger zu Rapperswil und Zürich geworden waren. 1458 verkauften ihn Margareta und ihr Sohn Ulrich Hirzel zu Rapperswil samt dem Zehntrecht an das Kloster Rüti, wobei Junker Kaspar von Bonstetten auf sein Eigentumsrecht verzichtete. Der Kaufpreis wurde durch Lieferung eines Pferdes, ein Leibgeding und eine Jahrzeitverpflichtung beglichen.

Das ganze Lehen, ehemaliger Bonstettenhof und Widumgütli, verfügte über 49 Juchart Acker, etwas Wiesen und Wald. Das Lehenhaus stand im Unterdorf an der nach Uster führenden Kirchgasse. Es war jedenfalls das ursprüngliche Wohngebäude des Widumgutes. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren Uli Brunner und seine Nachkommen Lehenleute; 1591 übernehmen es Hans und Heinrich Günthard, und seit den dreissiger Jahren des 17. Jahrhunderts bebaute Hans Conrad Stadtmann den Hof, 1686 empfing ihn Jaggli Koch. Das Lehen war inzwischen bedeutend erweitert worden. Erst 1783 wurde der Hof in ein Erblehen umgewandelt.

Von einem Dorf Sulzbach  kann man also bis zum 16. Jahrhundert nicht sprechen. Der Ort bestand um 1470 nur aus den drei genannten Häusern. Erst 1490 erscheint dann als vierte Hofstatt die der Familie Fischer. Während nun dank der Haltung des Amtes Rüti der Handlehenhof beieinander blieb, wurden die andern Höfe im Laufe des 16. Jahrhunderts immer mehr geteilt, so dass zahlreiche kleine Güter entstanden, die nicht lebensfähig waren.

Die freie Verfügungsmöglichkeit über die Güter hat sich nicht zum Guten ausgewirkt. Neben dem Inhaber des Rütihofes konnte sich ein einziger als Vollbauer mit einem ganzen Zug halten. Von allen anderen heisst es 1585, sie seien Tauner und arme Leute, die mit Almosen unterstützt werden müssten. Es scheint auch nicht viel genützt zu haben, dass ihnen die Obrigkeit die Erhebung eines Einzuges von fünf Pfund für Zürcher erlaubte und sich den Entscheid über die Zulassung anderer Zuzüger selbst vorbehielt.

Bis 1634 war aus dem kleinen Weiler ein Dorf mit 21 Häusern geworden. Es war damit doppelt so gross wir Wermatswil und Freudwil und auch bedeutend grösser als Niederuster, wo die Lehenhöfe eine zu grosse Ersplitterung verhindert hatten. Zur Gemeinde zählte man ausserdem das Haus in der Bühlweid und jenes in Heusberg. Ausser den zwei Ganzzügern gab es damals noch vier Halbzüger. Fast die Hälfte der 87 Seelen zählenden Einwohnerschaft aber fristete das gedrückte Dasein von Taglöhnern (10Familien). Mit der Erweiterung der Allmenden auf 200 Juchart suchte man der Not zu begegnen.

Der Flurname Hungerbühl wird an eine Rodung in besonders teurer Zeit erinnern. Aber man zog damit auch allzuleicht neue Leute an. Deshalb wurde der Gemeinde 1635 eine Erhöhung des Einzuges auf 15 Pfund gewährt und die Anteile an der Allmend auf die Häuser ohne Rücksicht auf die Zahl der darin wohnenden Haushaltungen festgelegt. Dennoch stieg die Bevölkerung unaufhörlich weiter an, bis auch hier die Pest von 1668 einen gewaltigen Aderlass forderte. Die 88 Todesopfer dürfen etwa die halbe Bevölkerung ausgemacht haben. Aber der Rückgang war von kurzer Dauer. Schon 1670 zählte man wieder 122 Seelen in 28 Haushaltungen und 1682 187 Seelen in 35 Haushaltungen. Gegen Weidansprüche von Bertschikon auf der Wührizelg setzte man sich daher mit Erfolg zu Wehr.

Im Jahr 1722 lebten gar 52 Haushaltungen in Sulzbach; mit 233 war die Einwohnerzahl von Oberuster erreicht. Aber die wirtschaftliche Lage blieb sehr gedrückt. Die rund 20 Wohnhäuser hatten sich in 100 Jahren kaum vermehrt, abgesehen vom Bau des Heimwesens Neufuhr (Nüffuren). Nur durch Unterteilungen und Einbau von Wohnungen war der nötige Raum zu beschaffen gewesen. So hatten z.B. um 1700 Jakob Bachofner und Hans Ehrismann je die Hälfte eines Hauses gekauft und eine Zeitlang «mit grosser Ungelegenheit» in einer Stube zusammengelebt, bis ihnen die Landvogtei die Trennung der Stube erlaubte, allerdings mit dem ausdrücklichen Verbot weiterer Aufteilung oder der Aufnahme von Hausleuten. Die Gemeinde wehrte sich sogar dagegen, dass der Besitzer einer halben Dorfgerechtigkeit ein eigenes Haus baue. Die Folgen dieser Unterteilungen und Anbauten sind heute noch an der Dorfstrasse mit ihren schmalen aneinandergepressten Häuschen leicht zu erkennen. Ende des Jahrhunderts lebten in den 23 Häusern 50 Familien mit 320 Personen. Der Ort stand also nun hinter Kirchuster, Oberuster, und Nänikon.